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Tashi
Offline
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03.03.2011 22:52
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Kalle
Sein Zuhause war die Bank unter einem Lindenbaum. Täglich gingen Menschen daran vorbei, doch sie bemerkten ihn kaum.
Mit zerschlissener Jacke und zu kurzen Hosen wartete er still, bescheiden auf ein paar Almosen.
Niemals hate er geraucht. Keinen Alkohol getrunken. Vorbeilaufenden Kindern aber hat er oft mal nach gewunken.
Andere Obdachlose nannten ihn: „Kalle den Großen“. Auch sie von der Gesellschaft, unbeachtet, vergessen, verlassen, verstoßen.
An einem Frühlingsnachmittag habe ich mich zu ihm gesetzt. „Mädchen“, sagte er zu mir, „diese Bank habe ich vor Jahren schon besetzt.“
„Aber bleiben sie nur hier“, sprach er dann verschmitzt. „Kommt nicht jeden Tag vor, dass eine schöne Frau neben mir sitzt.“
Später habe ich öfter, ein Hähnchen oder Pizza mit ihm geteilt. Lächelnd hat er gedankt. Ich habe gerne mit ihm auf der Bank verweilt.
Am 14-ten Oktober ging ich auch zu ihm. Die Bank, die Bank sie war leer. Ein Kind was in der Nähe stand, sagte nur: “Der Kalle, der lebt nicht mehr.“
Die abgegriffne Bibel lag noch da. Er las darin Zeit seines Lebens. Auf den Gott, aus diesem Buch, wartete er jedoch vergebens.
Irgendwann, irgendwo hat man ihn wohl anonym verscharrt. Den liebenswerten alten Mann mit dem weißen Bart.
© 23.10.2005 E.Fa
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