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 Tibet
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25.02.2009 21:31
Botschaft seiner Heiligkeit des Dalai Lama an das tibetische Volk zum Neujahrsfest 2009 Antworten
Anläßlich des Erd-Ochsen-Neujahrs des 17. Rabjung-Zyklus im Tibetischen

Königsjahr 2136* möchte ich allen Tibetern meine Grüße entbieten, sowohl

denen in Tibet als auch denen, die außerhalb Tibets leben. Ich bete, dass

Friede und Wohlstand herrschen und unsere gerechte Sache zu einer

allmählichen Lösung gelangen möge.



Obwohl es keine alten oder neuen Phasen in der ständigen Umlaufbewegung der

Planeten gibt, aus denen sich Tage, Nächte, Monate und Jahre ergeben,

besteht in der ganzen Welt die Tradition, den Anfang eines Neuen Jahres nach

Vollendung des vorhergehenden feierlich zu begehen. Ebenso haben auch wir im

Schneeland Tibet die Tradition, das Neue Jahr im ersten Mondmonat mit

ausgedehnten Festlichkeiten zu feiern, die sowohl spirituelle als auch

weltliche Elemente enthalten. Im letzten Jahr wurden wir jedoch Zeuge, wie

als Reaktion darauf, dass überall in Tibet die Menschen ihre Verbitterung

über die Politik der chinesischen Behörden bekundeten, Hunderte von Tibetern

ums Leben kamen und Tausende verhaftet und gefoltert wurden.



Da die Tibeter in Tibet unendliches Leid und unsägliche Schwierigkeiten zu

ertragen hatten, ist das Neujahrsfest diesmal gewiss keine Zeit, in der wir

wie üblich feiern und Frohsinn walten lassen sollten. Ich bewundere die

entschlossene Haltung der Tibeter innerhalb und außerhalb Tibets, zur

Begrüßung des neuen Jahres auf festliche Aktivitäten zu verzichten. Ein

jeder sollte diese Periode vielmehr nutzen, um von untugendhaftem Tun

Abstand zu nehmen und sich positiven Handlungen zu widmen, um die Tugenden

zu pflegen und Verdienste anzusammeln, damit all diejenigen, die ihr Leben

um der Sache Tibets willen opferten, vor allem jene, die ihr Leben in den

tragischen Ereignissen im vergangenen Jahr verloren, durch sukzessive

Wiedergeburten in höheren Bereichen bald die Buddhaschaft verwirklichen

mögen. Das Verdienst edler Handlungen sollte auch denjenigen zugute kommen,

die gegenwärtig Leid erfahren, damit sie so bald wie möglich das Glück der

Freiheit genießen mögen. Durch eine solche Ansammlung kollektiver Verdienste

sollten wir uns alle um eine baldige Lösung für die gerechte Sache Tibets

bemühen.



Wie vorauszusehen war, haben die Behörden in Tibet die Kampagne des Harten

Durchgreifens wieder gestartet. In den meisten Städten in ganz Tibet

herrscht eine ungewöhnlich hohe Militärpräsenz, überall sind viele

bewaffnete Sicherheitskräfte und Truppen unterwegs. Allerorts müssen jene,

die auch nur das geringste Anzeichen ihrer Sehnsüchte in der Öffentlichkeit

erkennen lassen, mit Festnahme und Folter rechnen. Besonders den Klöstern

wurden drastische Restriktionen auferlegt, die patriotische Umerziehung ist

wieder in vollem Schwunge und ausländische Touristen können Tibet nur in

sehr beschränktem Maße besuchen.



In geradezu provokativer Weise ordnete die Regierung an, das Neujahrsfest

nun erst recht zu feiern. Wenn wir alle diese Entwicklungen betrachten, wird

deutlich, dass Absicht und Ziel der Behörden hinter diesen Maßnahmen sind,

die Tibeter einem solchen Grad an Grausamkeit und Schikanen auszusetzen,

dass sie es nicht mehr aushalten können und sich veranlasst sehen, erneut zu

demonstrieren. Sollte dies geschehen, gibt es den Behörden jeden Vorwand, in

noch nie erlebter und unvorstellbar gewalttätiger Weise zuzuschlagen. Daher

möchte ich eindringlich an das tibetische Volks appellieren, es möge sich in

Geduld üben und nicht auf diese Provokationen reagieren, damit nicht das

wertvolle Leben so vieler Tibeter vergeudet wird, und sie nicht Folter und

Leid erfahren müssen.



Es versteht sich von selbst, welch große Hochachtung ich für den

Enthusiasmus, die Entschlossenheit und den Opfermut der Tibeter in Tibet

empfinde. Es ist jedoch schwierig, durch das bloße Opfer seines Lebens

wirklich etwas zu erreichen. In erster Linie haben wir uns unwiderruflich

dem Pfad der Gewaltlosigkeit verpflichtet, und es ist wichtig, dass wir

nicht von ihm abweichen.



Noch einmal bete ich, dass das tibetische Volk von Unterdrückung und Folter

befreit werden und sich des Glücks der Freiheit erfreuen möge. Mögen alle

Lebewesen allezeit glücklich sein!



Der Dalai Lama



Den 25. Februar 2009

(was dem ersten Tag des ersten Monats des tibetischen Jahres des Erd-Ochsen

entspricht)



* Anm. des Übs: Das tibetische Königsjahr ist die Anzahl der Jahre seit der

Thronbesteigung des ersten tibetischen Königs Nyatri Tsenpo im Jahre 127 v.

Chr. Es müssen daher 127 Jahre zu unserer Zeitrechnung hinzugerechnet

werden, also 2009 + 127 = 2136. Durch die Verknüpfung von zwölf Tiernamen

mit fünf Elementnamen ergibt sich ein 60 Jahre dauernder Rabjung genannter

Zyklus. Wir befinden uns im 17. Zyklus des laufenden Großzyklus (60 x 60),

der im Jahr 1027 unserer Zeitrechnung begonnen hat.



Mein besonderer Dank und meine Verehrung gelten seiner Heiligkeit dem Dalai Lama,

der Übersetzerin Adelheid Dönges und dem Überlieferer dieser Zeilen, Tashi Tsogyal.



Das sind Zeilen die berühren!



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